Freitag, 24. März
Den nächsten Tag verbrachten wir vor Allem im Auto, während wir die lange kurvige Nordküste von Island entlangfuhren. Überall lag Schnee und an der Nordküste wehte ein erbarmungsloser Wind. Als wir den nördlichsten Punkt unserer Reise an der Nordküste erreichten, der sich nur ein paar dutzend Kilometer südlich des Polarkreises befand, stieg ich aus um ein Foto zu machen. Der Wind war so stark, dass ich mich kaum auf den Beinen halten konnte. Mit sicher 80-100 km/h wehte der kalte Polarwind und ich musste mich an einem Zaun festhalten, um nicht umzufallen. Die Landschaft entlang der Küstenstraße entsprach dem, was man sich im Wesentlichen unter dem eisigen Norden vorstellt: Berge, Schnee, Einsamkeit und Verlassenheit. Wir erreichten am späten Nachmittag einen Campingplatz und weil uns kalt war verbrachten wir die Nacht im einzigen geöffneten Bad. Mitten in der Nacht wachten wir auf, weil ein Polizist vor uns stand und uns fragte, was wir hier zu suchen hätten. Er informierte den Besitzer des Campingplatzes und verschwand dann. Den Besitzer hat es offensichtlich wenig interessiert - er tauchte nicht auf und wir konnten weiterschlafen.
A: Akureyi
B: Nördlichster Punkt
C: Blönduos (Campingplatz)
Samstag, 25. März
Auch der Samstag war ein Autotag. Wir verbrachten fast den gesamten Tag im Auto und fuhren auf die Westfjorde - die Dreizack-förmige Halbinsel im Nordwesten Islands. Tourismus ist dort zu dieser Jahreszeit relativ ungewöhnlich und so fuhren wir den ganzen Tag mehr als 300 km fast ohne ein anderes Auto zu treffen. Die Westfjorde sind (bis auf das Hochland im Inneren), das wohl einsamste Gebiet Islands. Manche Orte erreicht man nur zu Fuß, andere Straßen sind nur ein paar Monate im Sommer passierbar. Die überwiegende Zahl der Straßen ist nicht geteert und alle 20-30 Kilometer sieht man mal einen Hof oder ein Haus. Die Landschaft ist beeindruckend und einzigartig und die kurvenreichen Strecken an der Küste erstrecken sich ins Endlose.
Nach einigen Stunden Autofahrt erreichten wir ein geschlossenes Hotel und eine Zapfsäule. In der Nähe befand sich ein Parkplatz und nur wenige Schritte entfernt ein kleiner natürlicher Pool, der mit Wasser gefüllt war, dass durch Geothermalquellen geheizt war. Der Wind toste noch immer mit 100 km/h über das Land und es war eiskalt. Nach etwas Überwindung zog ich mir meine Badehose an und stieg zum Wasserbecken herunter, wo ich in das Becken hineinstieg und der Kälte wegen erst nach dem Einstieg ins Becken meine Jacke und T-Shirt auszog. Ich genoss das warme Wasser in der wüsten und unwirtlichen Umgebung, während der Wind mir wie ein Orkan ins Gesicht blies. Als ich das Becken verließ, war es fast sinnlos, mich abzutrocknen, da der Wind mir in unter einer Minute alle Feuchtigkeit von der Haut blies.
Wir fuhren die gesamte Strecke entlang der Westfjorde wieder zurück und übernachteten im Auto auf einem Parkplatz mit Toiletten.
A: Blönduos
B: 'Pool'
C: Burdadalur
Sonntag, 26. März
Von nun an ging es wieder in Richtung Süden zu dem Teil der Insel, den wir bereits gesehen hatten. Doch bevor wir den Kreis schlossen, machten wir noch einen zweitägigen Abstecher auf die Halbinsel Snaefellsjökull. Es war nebelig und die Straße war für einige Dutzend Kilometer nicht asphaltiert. Doch dann erreichten wir Stykkishólmur. Dort besuchten wir ein Vulkanmuseum, in dem es allerlei Vulkangestein zu sehen gab und liefen an dem kleinen Hafen entlang. In dem Ort wurde Das erstaunliche Leben des Walter Mitty gedreht (die Bar-Szene und die Helikopter-Szene).
Wir machten uns eine Suppe warm und fuhren dann weiter bis wir einige ausgedehnte Lavafelder erreichten. Letztlich besteht ganz Island aus Vulkangestein, aber besonders die spitzen und unebenen Lavafelder stechen besonders hervor.
Die Ringstraße schlängelte sich am Fuße der Vulkane entlang, aber im Gegensatz zu den bisherigen 2000 km lag nun kaum noch Schnee neben der Straße.
Nach einigen Kilometern erreichten wir den Kirkufjell, der wie ein Segel dasteht und mit etwas Fantasie auch ein Auge besitzt. Direkt daneben war ein kleiner Wasserfall.
Nach dem kurzen Stopp am Augen-Segel-Berg machten wir noch einen kurzen Stopp an einem Strand, der wie fast alle hier in Island aus schwarzem Kies und Sand bestand. Dann fuhren wir noch ein kleines Stück, bis wir Ólafsvik erreichten, wo wir die Nacht in einem Hotel verbrachten (ungewohnter Luxus! :P). In der kleinen Stadt besuchten wir noch die kuriose Kiche Ólafsvikurkirkja, die nahezu komplett aus dreieckigen Elementen gebaut ist und einen Wasserfall am Ende der Stadt. Am Abend liefen wir noch ein Stück zu Fuß entlang der Ringstraße und genossen den Sonnenuntergang.
A: Egilsstadir
B: Seydisfjördur
C: Lagarfljót
D: Mödrudalur
Montag, 27. März
Sonnenaufgang von unserem Hotelzimmer aus |
Heute lag vor uns ein langer Tag mit vielen Stationen, denn wir wollten uns den Snaefellsness Nationalpark anschauen. Er erstreckt sich am Fuße des Snaefellsjökull-Vulkans, der Schauplatz der Geschichte Reise zum Mittelpunkt der Erde von Jules Verne ist. Er bot wohl mit die schönsten Landschaften, die wir in Island zu Gesicht bekamen. Unser erste Stopp war bereits kurz hinter dem Eingang des Nationalparks der Strand
Skarðsvík. Er war einer der wenigen Strände in Island mit 'gewöhnlichem' Sand, der ein wenig mit Vulkansand gemischt war. Der Strand war somit gelblich gefärbt, es zogen sich aber schwarze Schlieren durch den Boden.
Unseren nächsten Stop legten wir ein paar Kilometer weiter am nordwestlichen Endpunkt der Halbinsel ein. Dort stand ein kleiner Leuchtturm und der Blick über die Küste war wunderschön. In der weiten Ferne konnte man die Berge der Westfjorde erkennen. Der Boden bestand aus vom Meer rund geschliffenen Vulkangestein, dass beim genaueren Hinsehen ein bisschen an Schweizer Käse erinnerte.
Im Hintergrund ist der Snaefellsjökull zu sehen |
Von dort aus ging es gleich weiter entlang der Küste, an der wir gleich eine ganze Reihe von Stopps machten, da sie einfach beeindruckend aussah. An einigen Stellen standen Leuchttürme. In der Nähe der Küste konnte man auch die kläglichen Überreste ehemaliger Fischerdörfe sehen, die oft durch Stürme und Überschwemmungen zerstört wurden.
Der nächste Stop war ein kleiner Vulkan, in dessen Krater man hinabschauen konnte. Außerdem hatte man von oben einen tollen Ausblick auf den Snaefellsjökull und die umliegende, wunderbare Landschaft des Nationalparks.
Als nächstes fuhren wir zu einem Strand, der wieder komplett aus schwarzem Vulkansand bestand. Über den Strand verteilt lagen einige rostige Metallteile herum, die zu einem Schiff gehörten, das vor vielen Jahren dort an der Küste zerschellt ist. Außerdem lagen am Strand vier große Steine in verschiedenen Größen - konnte man nicht alle aufheben, war man nicht für das Leben auf hoher See geeignet.
Als nächstes ging es unter die Erde - wir machten eine Tour in eine Höhle die durch die vulkanischen Aktivitäten entstanden ist. Nahezu der gesamte Höhlenkomplex bestand aus erstarrter Lava die in den skurillen Formationen erstarrt war und nun die Höhle zierte. An einer Stelle in der Tour schaltete der Tour-Guide sein Licht für eine Minute aus und wir standen in völliger Dunkelheit in der Höhle, in die kein Tageslicht eindringt.
Als nächstes machten wir einen kleinen Spaziergang entlang der Lavafelder an der Küste.
In der kleinen Ortschaft Anarstapi schauten wir ebenfalls vorbei. Nicht nur ist es der Startpunkt der Expedition in Reise zum Mittelpunkt der Erde, sondern wird auch von zwei kleinen Sehenswürdigkeiten geziert - einer Troll-ähnlichen Statue und einer Entfernungstafel, die an den Roman von Jules Verne erinnern soll.
Inzwischen war es bereits später Nachmittag und wir hatten den Nationalpark durchquert. Das Wetter war weiterhin super und die Sonne strahlte auf die Halbinsel herunter. Außer auf den Gipfeln der Vulkane war vom Schnee nichts zu sehen und die schöne Landschaft der Halbinsel zog sich weiter, als wir die Ringstraße weiter entlang fuhren.
Das Highlight des Tages fand am Hof Lýsuhóll statt. Zum zweiten Mal während unseres Island Urlaubes machten wir eine Reittour. Diesmal bestand die Tour nur aus uns beiden und dem 'Guide'. Im Gegensatz zur ersten Tour lag viel überhaupt kein Schnne mehr und wir waren richtig flott unterwegs - am Ende der Tour hatte das viele Galopp meine Organe durchgetauscht, zumindest fühlte es sich so an. Die Tour selbst war aber der Wahnsinn in Zusammenspiel mit dem Blick auf das Meer und die Bergketten im Hintergrund.
Nach dem Reitausflug war der Tag schon fast zu Ende - wir machten noch an einem Strand eine kurze Pause, während der wir ein paar Robben vorbeischwimmen sahen.
In der Dunkelheit verließen wir die Halbinsel und erreichten eine Ortschaft mit einem geschlossenen Campingplatz, in dessen Einfahrt wir parkten. Hinter dem Campingplatz war ein kleinerer See und der Himmel war sternenklar. Für rund dreißig Minuten zeigte sich uns wieder das beeindruckende Naturschauspiel der Polarlichter.
A: Olafsvik
B: Strand (Skardsvik)
C: Küste
D: Vulkan
E: Höhle
F: Anarstapi
G: Reiten
H: Bogarnes
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