Direkt zum Hauptbereich

Meine Arbeit in der Schule

Inzwischen ist ein wenig Ordnung in meinen Arbeitsalltag gekommen. Der Stundenplan steht fest und endlich weiß ich auch, wann ich kommen muss und wann nicht. Bisher beschränkt sich meine Arbeit nur auf vier Deutschstunden und eine Mathestunde, die sich auf zwei Tage verteilen. Auch deswegen bin ich gerade dabei mich nach einem zweiten Projekt umzuschauen, um den Rest der Woche auszufüllen. Doch darum soll es jetzt nicht gehen.

Auch wenn ich nur wenige Bilder habe (evtl werden diese später noch einmal nachgereicht), so möchte ich euch doch ein wenig von meiner bisherigen Arbeit berichten. Es soll nicht um Schule und Bildung hier in Uganda im Allgemeinen gehen, sondern nur um das was ich hier bisher gemacht habe und mache. Die Schule heißt 'Muyonjo Senior High School' und ich bin nicht der erste Freiwillige aus Deutschland, der dort ein Jahr lang arbeitet. Die Schule hat mit großen Problemen zu kämpfen, seit sie Mitte 2017 aus ihrem alten Schulgebäude herausgeworfen wurde. Dieses beherbergt nun ein Biomedical Institute. Die jetzige Schule besteht aus vier unverputzten Ziegelsteinbauten mit großen rechteckigen Leerstellen in der Mauer (aber ohne eingesetzte Fenster). Einige Klassenzimmer sind derzeit unbenutzbar und liegen voller Steine und Schutt. Die benutzbaren Klassenzimmer bestehen aus Sitzbänken, wie man sie bei uns nur nach aus Filmen kennt die vor mehr als 60-70 Jahren spielen. Ansonsten gibt es eine Tafel und einen trockenen Schwamm. Zwar existiert beispielsweise ganz spartanisch Ausrüstung für Chemie-Experimente und ähnliches, aber im Wesentlichen ist die Ausstattung der Schule darauf beschränkt. Schulbücher gibt es keine für die Schüler - ihre Aufzeichnungen sind alles, was sie vom Unterricht haben. Immerhin einen Basketball-Korb (wohl gespendet durch einen Freiwilligen) gibt es vor der Schule. Gegen 10 Uhr gibt es Tee und frittierte Kasawa oder etwas ähnliches wie Quarkbällchen. Zum Mittagessen gibt es jeden Tag Pocho und Bohnen. Pocho ist eingekochtes Maismehl und ein billiger Ersatz für Reis. Grundsützlich möchte ich (auch beim Betrachten der Bilder weiter unten) noch einmal betonen, dass der Zustand dieser Zustand im Vergleich zu den meisten anderen Schulen hier relativ schlecht ist (aus den geschilderten Gründen). Daher ist von dem Bericht aus meiner Schule nicht auf die Schulen hier im Allgemeinen zu schließen. Sobald ich in einer anderen Schule gearbeitet habe, werde ich auch von dort noch einmal berichten.

Meine Unterrichtsstunden bestehen bisher im Wesentlichen daraus, dass ich mit den Schülern Vokabeln wiederhole und dann einige Übungen mache (Fragen bilden, Antworten bilden, übersetzen). Gelegentlich kommen wir auch ins Gespräch (Wie ist die Schule bei uns, wer ist unser Präsident etc.). Die Schüler sind sehr nett aber auch nicht sehr diszipliniert. Einige verbringen die Schulstunden im Halbschlaf und andere antworten mir nur extrem leise oder gar nicht, wenn ich sie etwas frage. Demgegenüber gibt es in beiden Klassen, die ich unterrichte immer ein oder zwei Schüler die alles wissen und egal wen ich gefragt habe, die Antworten ausrufen. Das ist allerdings der Tatsache geschuldet, dass von den meisten Lehrern hier die Antwort im Chor unisono erwartet wird. Das Aufrufen oder Fragen einzelner Schüler habe ich hier noch nicht beobachtet und ist wohl auch der Grund, warum ich damit häufig nur mittelgroßen Erfolg habe. Viele Lehrer halten hier extremen Frontalunterricht, bei dem sie (oft ohne einen Dialog mit den Schülern) 80 Minuten lang ein Skript ablesen und unklare Worte an die Tafel anschreiben. Auch beobachtet habe ich, dass im Geografieunterricht mangels anderer Präsentationsmöglichkeiten ganze Landkarten mit allen Details an die Tafel gemalt werden um sie mit den Schülern zu analysieren. Da ich nie in Deutschland eine Schulklasse von der Perspektive des Lehrers gesehen habe, ist ein Vergleich für mich schwer bis unmöglich, doch ich wage zu behaupten das sie Arbeitsmoral und Motivation der Schüler hier auf einem ähnlich niedrigen Niveau ist, wie bei uns daheim. Lediglich wenn ich meine Gitarre heraushole steigt die Begeisterung im Raum um ein Vielfaches und wenn wir alle gemeinsam 'Fuchs, du hast die Gans gestohlen' singen, dann sind alle motiviert und wach. Neben meinem 'normalen' Unterricht habe ich gestern zum ersten Mal Singunterricht gemacht, der wohl derzeit eher als Gebrüllunterricht betrachtet werden muss. Doch inzwischen versuchen die Schüler die Melodie immerhin mit einer gewissen Disziplin zu singen und ich bin sehr gespannt wieviel ich mit meinen Kids hier machen kann. Freitags gibt es hier immer eine Debatte, die relativ diszipliniert geführt wird und bei der fast eine Stunde lang die Argumente zu einem vorher festgelegten Thema ausgetauscht werden.



Bilder von der Debatte:






Heute habe ich meinen Schülern eine Geschichtsstunde zum Tag der deutschen Einheit gehalten. Mit doch unerwartet großem Interesse verfolgten sie meine knapp 30-minütige Zusammenfassung der deutschen Geschichte von 1945 bis zur Wende. Morgen werde ich eine andere Senior School besuchen und mich dort wegen einer zweiten Arbeitsstelle erkundigen. Das soll es erstmal von meinem Zwischenbericht hier gewesen sein, ich wünsche euch noch einen schönen restlichen Feiertag und alles liebe Grüße aus Uganda.

Kommentare

Häufig gelesene Posts

Island - Die Insel auf einen Blick

Eisige Kälte, meterweise Schnee, Vulkane und Polarlichter sind vermutlich die ersten Dinge, die einem einfallen, wenn man an Island denkt - manche davon nicht zu U nrecht. Auf unserer zweieinhalbwöchigen Rundreise durch Island haben wir das alles erlebt: Bei -17°C im Auto geschlafen, uns mit dem Auto durch Tiefschnee gekämpft, Vulkangestein gesammelt und Polarlichter fotografiert - doch Ísland hat noch eine ganze Menge mehr zu bieten. Die Insel ist mit 100,250 km² Fläche ein wenig kleiner als Bayern und Baden-Würtemberg zusammengenommen. Mit nur 338,450 Einwohnern gibt das eine Bevölkerungsdichte von 3,3 Einwohnern pro km², was aber ein wenig darüber hinwegtäuscht wie dünn die Insel eigentlich besiedelt ist, denn 201,585 der 338,450 Einwohner entfallen auf die Hauptstadt Reykjavik und ihre Vororte. Allerdings verteilen sich die restlichen Einwohner auch nicht auf die gesamte Insel, da das Landesinnere nicht dauerhaft bewohnt ist (dazu später mehr). Die Entfernung zu Deutschland beträg...

Island - Der Reisebericht - Teil #3

Freitag, 24. März Den nächsten Tag verbrachten wir vor Allem im Auto, während wir die lange kurvige Nordküste von Island entlangfuhren. Überall lag Schnee und an der Nordküste wehte ein erbarmungsloser Wind. Als wir den nördlichsten Punkt unserer Reise an der Nordküste erreichten, der sich nur ein paar dutzend Kilometer südlich des Polarkreises befand, stieg ich aus um ein Foto zu machen. Der Wind war so stark, dass ich mich kaum auf den Beinen halten konnte. Mit sicher 80-100 km/h wehte der kalte Polarwind und ich musste mich an einem Zaun festhalten, um nicht umzufallen. Die Landschaft entlang der Küstenstraße entsprach dem, was man sich im Wesentlichen unter dem eisigen Norden vorstellt: Berge, Schnee, Einsamkeit und Verlassenheit. Wir erreichten am späten Nachmittag einen Campingplatz und weil uns kalt war verbrachten wir die Nacht im einzigen geöffneten Bad. Mitten in der Nacht wachten wir auf, weil ein Polizist vor uns stand und uns fragte, was wir hier zu suchen hätten. Er ...

6000km mit dem Rucksack quer durch Schweden

KAPITEL 1 - Das grüne Malmö     V ieles im Leben lädt zum Ausprobieren ein. Einiges probiert man nur einmal aus, doch das Ein oder Andere lernt man zu schätzen und behält es sich bei. So ist auch der erste Backpacking-Urlaub eine Sache zum Ausprobieren. Und definitiv etwas, dass ich nicht zum letzten Mal gemacht habe. Vom 1. bis zum 19. September habe ich in Begleitung von Annika in Skandinavien mehr als 6000km mit Zug, Bus und Fähre zurückgelegt und dabei die Großstädte Stockholm und Oslo, aber auch die unendlichen Weiten von Lappland gesehen. Ich bin mit dem Nachtzug tausende Kilometer gefahren und habe im nassen Zelt Kilometer vom nächsten warmen Wasser entfernt bei 1°C geschlafen. Trotz alledem war es ein unvergesslicher und unvergleichlicher Urlaub. Und von dem möchte ich euch jetzt ein bisschen erzählen (auf Weiterlesen klicken).

3-Tage-Trip nach Monterey / FREITAG

Nachdem es in den letzten Tagen sehr viele Videos gab möchte ich diesmal als kleine Abwechslung einen Artikel schreiben. Es geht um unseren 3-Tage-Ausflug nach Monterey, der heute (Freitag) begonnen hat. 3-Tage-Trip nach Monterey - Teil 1 - FREITAG Im Gegensatz zu unseren Ausflügen in das Death Valley und nach Los Angeles, sind wir diesmal bereits am Freitagvormittag losgefahren und nach einer etwas zähen Fahrt nach 1 1/2 Stunden in Santa Cruz angekommen. Dort haben wir uns kurz die Bucht, den Pier, den Strand und den Leuchtturm mit den Surfern angeschaut. Die Umgebung war dort (bis auf ein hässliches Hotel sehr schön) und ich habe auch zahlreiche Aufnahmen für einen späteren Film gemacht. Nachdem wir mit mehr oder weniger großem Aufwand einen Parkplatz gefunden haben sind wir den Pier entlanggelaufen, der einem einen schönen Ausblick bietet. Das Besondere an diesem Pier waren allerdings die Vielzahl an Robben, die sich dort eingenistet haben und durch lautes (ich nenn es mal) quiecken...

Fundraising für meine Schule!

Wie ich euch bereits vor einigen Wochen mitgeteilt habe, sammle ich Spenden für meine Schule um sie dabei zu unterstützen Materialien für die Schülerinnen und Schüler anzuschaffen und um die anstehenden Sanierungen an den Schulgebäuden zu finanzieren. 200€ habt ihr bereits gespendet, dafür ein großes Dankeschön. Heute möchte ich euch noch einmal darauf aufmerksam machen, dass in wenigen Tagen die Ferien enden und die Schüler zum Unterricht zurückkehren. Daher ist eure Unterstützung jetzt am meisten gefragt. Wenn ihr nicht spenden möchtet, könnt ihr mir und meiner Schule auch damit helfen, indem ihr dieses Video und den Link zur Spendenkampagne teilt. Vielen Dank! Spendenkampagne mit allen Informationen:  https://www.gofundme.com/funding-for-muyonjo-senior-school