In den letzten Monaten habe ich euch ja in einigen Texten und Videos von meinen Erfahrungen hier in Uganda berichtet. Das war oft eine recht subjektive Sicht auf die Dinge hier und deswegen möchte ich in diesem Post hier einfach mal ein paar Zahlen, Daten und Statistiken zu Uganda präsentieren. Einige der eingebetteten Statistiken sind interaktiv und offenbaren mehr Informationen, wenn sie angeklickt werden.
Immerhin bei der Geburtensterblichkeit (Babys, die vor dem ersten Geburtstag sterben - Anzahl pro 1000 Geburten) liegt Uganda nicht mehr im schlimmsten Bereich und etwa gleichauf mit seinen Nachbarn. Im Vergleich zum Kongo oder zur Zentralafrikanischen Republik sterben hier zwei- bzw. fast dreimal weniger Säuglinge. Dennoch sollte bedenken, das der derzeitige Wert rund zehnmal so hoch ist wie in Deutschland und fast zwanzigmal so hoch wie beim Spitzenreiter Island.
Das Medianeinkommen zeigt recht gut das Einkommen eines durchschnittlichen Uganadaers. Aber es verbirgt das untere und das obere Ende. Gerade unter Jugendlichen ist die Arbeitslosigkeit. Insgesamt haben rund 5% in Uganda keine Arbeit und weitere 15% arbeiten informell. Gleichzeitig gibt es natürlich auch die Manager, die rund 170€ (Kaufkraft: 470€) verdienen und jene die bei Banken und internationalen Unternehmen in Kampala arbeiten und deutlich mehr als 1000€ im Monat verdienen. Sortiert man die Menschen in Uganda nach ihrem Vermögen besitzen trotzdem rund 99.5% weniger als 10,000€ (inkl Haus, Auto, etc.) - in Deutschland sind dies rund 30% der erwachsenen Bevölkerung.
Bevölkerung
Uganda hat rund 40 Millionen Einwohner (etwa halb so viele wie Deutschland), bei einem gleichzeitigen Wachstum von mehr als 3% pro Jahr. Dies bedeutet, dass sich die Bevölkerung bis zum Jahr 2027 auf 50 Millionen erhöht haben wird [1]. Gleichzeitig sinkt die Ferilitätsrate rasant und lag 2016 bei rund 5.6 Kindern pro Frau. Dies ist der achthöchste Wert weltweit und im Vergleich mit anderen Ländern in Ostafrika ist dieser eher hoch (Ruanda: 3.9, Kenia: 3.9, Tansania: 5.0, Kongo: 6.1, Burundi: 5.7, Südsudan: 4.9). In der nachfolgenden Grafik ist die zeitliche Entwicklung seit 1960 für Uganda sichtbar. Außerdem sind die Entwicklungen der Länder eingeblendet, die derzeit die höchsten Raten haben. Demgegenüber ist die Entwicklung Ugandas in den letzten Jahren sehr respektabel. Von den 40 Millionen Einwohnern leben rund 75% auf dem Land und 25% in urbanen Gebieten, wobei sich der letztere Anteil stetig erhöht (im Zeitraum 2010-2017 von 15% auf 25%). Dafür verantwortlich ist natürlich der höhere Wohlstand in und um die Städte herum, der viele Menschen auf dem Land anzieht. (Mit der Maus über die Grafik zu fahren offenbart die Daten der anderen Länder und genauere Zahlen zu einzelnen Jahren)
Die Lebenserwartung im Jahr 2016 lag bei rund 60 Jahren, wobei dieser Wert seit über 20 Jahren kontinuierlich wächst. Weltweit liegt Uganda hier auf dem 15.-letzten Platz und steht gegenüber Nachbarn wie Ruanda (67), Kenia (67) und Tansania (66) eher schlecht da und liegt sogar auf demselben Niveau wie der Kongo, den es erst 2008 überholt hat. Immerhin gegenüber dem Wert von 1995 (44 Jahre) ist eine erhebliche Verbesserung sichtbar.
Immerhin bei der Geburtensterblichkeit (Babys, die vor dem ersten Geburtstag sterben - Anzahl pro 1000 Geburten) liegt Uganda nicht mehr im schlimmsten Bereich und etwa gleichauf mit seinen Nachbarn. Im Vergleich zum Kongo oder zur Zentralafrikanischen Republik sterben hier zwei- bzw. fast dreimal weniger Säuglinge. Dennoch sollte bedenken, das der derzeitige Wert rund zehnmal so hoch ist wie in Deutschland und fast zwanzigmal so hoch wie beim Spitzenreiter Island.
Bildung
Ugandas Bildungssystem ist in vier Bereiche gegliedert. Die Vorschulbildung, die Grundschulbildung (Klassen 1-7), die Sekundarschulbildung (Klassen 8-13) und die Hochschulbildung. Der Großteil der Bildung wird von privaten Schulen übernommen, die sich mit Schulgebühren finanzieren. Der Prozentsatz an Kindern und Jugendlichen, die in eine Schule gehen ist in der Grundschule noch recht hoch und fällt dann rasch ab wenn es zur Sekundarschule oder Hochschule geht. Ein Grund hierfür ist das Regierungsprogramm der 'Universal Primary Education', welches seit 1997 versucht eine kostenlose Grundschulbildung zu ermöglichen - was für die Sekundarschule derzeit nicht existiert. Doch auch die inzwischen recht hohen Quoten in der Grundschuldbildung täuschen nicht darüber hinweg, das die Qualität der Bildung schlecht ist - doch dies ist Thema eines anderen Blogeintrages. Übrigens stellen die nachfolgenden Quoten nur da wie groß der Anteil der Kinder des entsprechenden Alters ist, der zur Schule geht. Der Bevölkerungsanteil, der die Sekundarschule erfolgreich abgeschlossen hat liegt bei gerade einmal 17%. Der Anteil derjenigen, die wenigstens die Grundschule erfolgreich abgeschlossen haben bei 49% - weniger als die Hälfte der Bevölkerung.
Fragt man nach den Gründen, warum Eltern ihre Kinder im Alter zwischen 6 und 12 Jahren (Grundschule) nicht zur Schule schicken ist die häufigste Antwort, dass diese ihr Kind für zu jung halten. Zwei weitere häufige Gründe sind zu hohe Kosten oder schlicht Unwillen bei den Eltern. Untersucht man, warum Schüler zwischen 6 und 24 Jahren die Schule verfrüht verlassen oder unterbrochen haben werden hierfür in fast zwei Drittel der Fälle finanzielle Umstände angegeben.
Ein anderes Phänomen in Uganda ist die Tatsache, das (zum Beispiel wegen temporärer finanzieller Schwierigkeiten) Kinder verspätet in die Schule gehen oder zwischendurch ein Jahr pausieren und als Folge dessen 17-jährige in der 8. Klasse sitzen. Insbesondere in armen Communities ist dies besonders stark zu beobachten, wie auch in meinem Projekt 'Muyonjo Senior School'. In der folgenden Tabelle findet sich dies auch quantitativ wieder. S1 steht dabei für Senior 1 - die 8. Klasse bzw. die erste Klasse nach der 7-jährigen Grundschule. Man beachte z.B., dass 19% der 18-jährigen gerade erst in der S1 sind. Gleichzeitig zeigen Statistiken für die Grundschulbildung, dass es 20-jährige in der letzten Klasse der Grundschule gibt (7. Klasse). In der unteren Abbildung ist gezeigt, wie die verschiedenen Altersgruppen auf die Schularten aufgeteilt sind - man erkennt deutlich den langsamen Übergang von Primary zu Secondary.
Ein weiteres Maß für den Erfolg von Bildung ist die Alphabetisierungsrate, also der Anteil der Bevölkerung die auf einem sehr grundlegenden Niveau Lesen und Schreiben kann. Zwar ist der Unterschied zwischen Stadt (87%) und Land (69%) wegen der geringeren Schulbildung immer noch groß, aber immerhin ist zwischen 2013 und 2017 Fortschritt messbar. Anmerkung: Betrachtet wurde nur der Teil der Bevölkerung, der über 10 Jahre alt ist.

Fragt man nach den Gründen, warum Eltern ihre Kinder im Alter zwischen 6 und 12 Jahren (Grundschule) nicht zur Schule schicken ist die häufigste Antwort, dass diese ihr Kind für zu jung halten. Zwei weitere häufige Gründe sind zu hohe Kosten oder schlicht Unwillen bei den Eltern. Untersucht man, warum Schüler zwischen 6 und 24 Jahren die Schule verfrüht verlassen oder unterbrochen haben werden hierfür in fast zwei Drittel der Fälle finanzielle Umstände angegeben.
Ein anderes Phänomen in Uganda ist die Tatsache, das (zum Beispiel wegen temporärer finanzieller Schwierigkeiten) Kinder verspätet in die Schule gehen oder zwischendurch ein Jahr pausieren und als Folge dessen 17-jährige in der 8. Klasse sitzen. Insbesondere in armen Communities ist dies besonders stark zu beobachten, wie auch in meinem Projekt 'Muyonjo Senior School'. In der folgenden Tabelle findet sich dies auch quantitativ wieder. S1 steht dabei für Senior 1 - die 8. Klasse bzw. die erste Klasse nach der 7-jährigen Grundschule. Man beachte z.B., dass 19% der 18-jährigen gerade erst in der S1 sind. Gleichzeitig zeigen Statistiken für die Grundschulbildung, dass es 20-jährige in der letzten Klasse der Grundschule gibt (7. Klasse). In der unteren Abbildung ist gezeigt, wie die verschiedenen Altersgruppen auf die Schularten aufgeteilt sind - man erkennt deutlich den langsamen Übergang von Primary zu Secondary.
Ein weiteres Maß für den Erfolg von Bildung ist die Alphabetisierungsrate, also der Anteil der Bevölkerung die auf einem sehr grundlegenden Niveau Lesen und Schreiben kann. Zwar ist der Unterschied zwischen Stadt (87%) und Land (69%) wegen der geringeren Schulbildung immer noch groß, aber immerhin ist zwischen 2013 und 2017 Fortschritt messbar. Anmerkung: Betrachtet wurde nur der Teil der Bevölkerung, der über 10 Jahre alt ist.
Finanzen
Eine Zahl um das monatliche Einkommen eines Ugandaers zu beziffern ist das Medianeinkommen. Das ist jenes Einkommen, welches die arbeitende Bevölkerung Ugandas in zwei gleich große Teile aufteilt. Eine Hälfte hat verdient weniger als diesen Betrag und eine Hälfte verdient mehr. In Uganda liegt dieses Einkommen im Durchschnitt bei 40€. Ein Mann verdient dabei ca. 54€ und eine Frau 26€, so dass einem typischen Haushalt rund 80€ im Monat zur Verfügung stehen. Dabei gibt es einen dramatischen Unterschied zwischen Stadt und Land. Auf dem Land liegt das Medianeinkommen nur bei 30€, in der Stadt hingegen bei 55€. Diese Zahlen besitzen noch den Schönheitsfehler, dass sie nicht auf das Preisniveau in Uganda angepasst sind, was für alltägliche Güter rund 2.5-3 mal niedriger liegt als in Deutschland. Um zumindest ansatzweise einen Vergleich zu ziehen, sind alle Zahlen nochmal damit zu multiplizieren was zu einem Monatseinkommen in der Stadt von rund 300€ in der Stadt und 160€ auf dem Land führt. Auch hier sollte man aber bedenken, dass dieser Kaufkraft-Faktor für alltägliches wie Benzin, Gemüse, Brot, etc. gilt und es bei 'Luxus' wie Nudeln, Butter, Käse, Import-Obst schon ganz anders aussieht (in der Regel teurer als in Deutschland). Ein persönlicher Vergleich: Ich selbst gebe hier pro Monat rund 150€ für Transport, Freizeit, Projekt und Sonstiges aus (also nach Kaufkraft rund 400€, mehr als das was man hier im Durchschnitt verdient) und muss dabei nichts für Miete, Strom oder Essen ausgeben oder Kindern die Schulbildung finanzieren. Diese niedrigen Zahlen haben selbst mich erschreckt - auch deshalb, da ich hier wie gesagt in einem städtischen Bereich lebe und meine Gastfamilie eher zur oberen Mittelschicht gehört.
Das Medianeinkommen zeigt recht gut das Einkommen eines durchschnittlichen Uganadaers. Aber es verbirgt das untere und das obere Ende. Gerade unter Jugendlichen ist die Arbeitslosigkeit. Insgesamt haben rund 5% in Uganda keine Arbeit und weitere 15% arbeiten informell. Gleichzeitig gibt es natürlich auch die Manager, die rund 170€ (Kaufkraft: 470€) verdienen und jene die bei Banken und internationalen Unternehmen in Kampala arbeiten und deutlich mehr als 1000€ im Monat verdienen. Sortiert man die Menschen in Uganda nach ihrem Vermögen besitzen trotzdem rund 99.5% weniger als 10,000€ (inkl Haus, Auto, etc.) - in Deutschland sind dies rund 30% der erwachsenen Bevölkerung.
Elektrizität, Wasser und Sanitäre Einrichtungen
Hier wollen wir einen Blick auf die Lebensbedingungen eines durchschnittlichen ugandischen Haushalts werfen. Die Häuser selbst sind in 67% der Fälle mit Ziegelsteinen errichtet, in 28% der Fällen aus getrocknetem (meist mit Holz verstärktem) Schlamm. Dabei macht es einen großen Unterschied ob man sich in Kampala und Umgebung aufhält (87% Ziegel, 2% Schlamm) oder in den traditionellen Settlements der Karamoja (Ziegel: 20%, Schlamm: 78%). In rund 37% der Haushalte ist der Fußboden gleichzeitig der Erdboden, bei den Karamoja ist dies sogar bei 92% der Haushalte der Fall.
Um ihr Haus zu erleuchten, benutzen nur rund 22% der Haushalte Strom (was wohl etwa die Anzahl der Haushalte mit Stromanschluss gleichzusetzen ist). Andere häufige Methoden sind Öllampen (27%), gefolgt von Batteriebetriebener Beleuchtung (20%) und Solarzellen (17%). Auch hier ist der Gegensatz zwischen Kampala (86% nutzen Strom zur Beleuchtung) und Karamoja (weniger als 1% nutzen Strom) extrem. Fragt man nach dem Grund, warum kein Anschluss an das Stromnetz vorgenommen wird, ist die häufigste Antwort, weil es nicht verfügbar ist oder die Installation zu teuer ist. In den urbanen Gebieten hört man häufiger als Grund, dass die monatlichen Kosten zu hoch sind.
Zum Kochen verwenden in Uganda 76% der Haushalte Feuerholz und 20% Holzkohle. Die restlichen 4% verwenden Gas, Strom oder andere Energiequellen. Dabei ist es jedoch so, dass sich im urbanen Raum die Holzkohle (37%) gegenüber dem Feuerholz (54%) durchgesetzt hat - in Kampala wird Feuerholz fast gar nicht mehr verwendet. Das Feuerholz stammt übrigens in mehr als 60% der Fälle aus Büschen oder Wäldern - in den letzten Jahren ist dieser Anteil aber stetig gesunken und inzwischen stammen fast ein Viertel des Holzes zum Kochen aus eigenem Anbau. Es ist nicht klar, ob der Grund hierfür in stärkeren Kontrollen der bestehenden Wald- und Buschgebiete besteht.
Zugang zu sauberem Wasser (muss man in der Regel trotzdem abkochen um es zu trinken) haben in Uganda rund 80% der Haushalte - fünf Jahre zuvor waren es nur 68%. Selbst im 'schlimmsten' Bezirk Ugandas liegt die Quote oft bei rund 60%. Dabei sollte man aber bedenken, dass hierbei nur der generelle Zugang gemeint ist - oft müssen trotzdem noch Fußwege von teilweise hunderten Metern oder sogar 1-2 Kilometern mit dem Wasser zurückgelegt werden.
89% der Haushalte verwenden für das tägliche Geschäft eine Latrine (Loch im Boden), 10% den Busch. Nur 1% der Haushalte verfügt über eine 'Flush Toilet', also eine Toilette mit normaler Wasserspülung - selbst in Kampala haben nur 14% der Haushalte eine solche Toilette. Auch bei diesem Thema wurde nach dem Grund für die fehlende Installation einer Toilette (Latrinen zählen zu Toiletten) gefragt. In den ländlichen Gebieten wird das Problem in 29% der Fälle einfach ignoriert - gleichzeitig geben viele sowohl in Stadt als auch Land finanzielle Probleme als Grund an. Rund 20% in Stadt und Land geben außerdem eine ablehnende Haltung gegenüber Toiletten als Grund für die fehlende Installation an.
Wirtschaft
Ugandas reales Bruttoinlandsprodukt hat sich seit dem Jahr 2000 vervierfacht und auch in den letzten Jahren lag das Wachstum noch bei 2-5%. Trotz des wachsenden BIP ist der Anteil der Staatsverschuldung am BIP in den letzten Jahren wieder deutlich gewachsen. Uganda hat im Jahr 2016 5.4 Millarden US-Dollar ausgegeben und 3.7 Millarden US-Dollar eingenommen. Zum Vergleich: Die Kosten für den Flughafen Berlin-Brandenburg liegen über 6 Millarden US-Dollar ;)
Obwohl in Uganda rund 70% der Menschen in der Landwirtschaft beschäftigt sind (Deutschland: 2%), trägt diese nur 25% zur Wirtschaftskraft bei. Dies liegt auch daran, dass viele Bauern Subsistenzwirtschaft betreiben und wenig für den Verkauf produzieren. Über die Hälfte von Uganads Wirtschaftskraft geht auf den Bereich der Dienstleistungen zurück.
Fazit
Die Statistiken und Daten zeigen ein teilweise sehr düsteres Bild von Uganda und man kann nicht leugnen, dass in den hier betrachteten Bereichen Uganda noch viel zu tun hat. Aber insbesondere die zeitliche Entwicklung der Demografie, Gesundheit und Wirtschaft zeigen nach oben - aber langsam, vielen in Uganda zu langsam.
Quellen:
Uganda Bureau of Statistics
Weltbank
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